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Auf nach Haparanda!

  • alluxusleiner
  • 17. Juli 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Von Oulu sind wir in handlichen Tagesetappen weiter in Richtung Norden gezogen.

Zuerst 19 sm nach Röytta. "Most visited place" von Oulu aus. Dort teilen sich mehrere (drei bis sieben; die Aussagen variieren) Bootsvereine die Regie über Hafen und Inselinfrastruktur. Es gibt dort Gastplätze an zwei Stegen und eine echt schöne Urlaubsatmosphäre. Badetreppe ins Meer, Küchenhaus mit Meerwasserbetrieb, Feuerstellen und jeder Verein betreibt seine Sauna zu der man als netter Gast eingeladen werden kann. (Wir wurden sogar eingeladen!)


Von Röytta ging es 23 sm weiter nach draußen zur Insel Härkäletto, die bereits in Lappland liegt. Zunächst lag am Anleger nur ein offenes Motorboot, so dass wir an der tieferen Seite längsseits anlegen konnten. Dann kamen noch zwei Segler, die den Platz des Motorbootes übernahmen und sich versetzt zueinander an der anderen Seite festmachten. Zuletzt kam wieder ein offenes Motorboot mit einer Familie mit mehreren Kindern und Hunden, die sich noch in eine kleine Lücke klemmte. Damit war der Hafen dann auch voll.

Es gibt einen Leuchtturm, den wir natürlich bestiegen haben, ein Plumpsklo und eine Feuerstelle, für die man sein Holz mitbringen muss. Das wars.


Auf der Fahrt Härkäletto zunächst Flaute:


Graved Lachs und White Fish Schnittchen als zweites Frühstück während der Fahrt:


Blick aus dem Leuchtturm:


Den Abend verbrachten wir plaudernd mit den beiden finnischen Segelcrews, Captain Morgain und Empfehlungen für schwedische Inseln und Häfen.

Donnerstag früh gab es überraschende Böen mit bis zu 25 kn Wind und wir haben erstmal abgewartet, dass es etwas abflaut. Das tat es gegen 11:00 Uhr, leider mit beginnendem Regen, der uns auf dem Weg nach Kemi 23 sm lang begleitete.

Dort wurden wir von einem fröhlichen Hafenmeister im Empfang genommen, der die Leinen übernahm und uns in sein Büro einlud, wenn wir alles fertig haben. In der Zwischenzeit hisste er schonmal die deutsche Flagge zu Ehren der deutschen Gäste. Wir waren die achten in diesem Jahr.

Der Hafen ist einladend und so machten wir uns frohgemut auf den Weg die Stadt zu erkunden.

Leider haben wir selten eine so trostlose Stadt erlebt. Beton im weit verbreiteten Rechteckmuster finnischer Städte. Kemi wurde nach viel Zerstörung im 2. Weltkrieg unter russischer Besatzung funktionell neu aufgebaut. Leider gibt es viel Leerstand bei den Geschäften, so dass die Stadt eher sterbend wirkt.


Schwierig hier etwas draus zu machen.

Im Winter ist hier eine Eisburg die Attraktion sowie touristische Mitfahrten auf einem Eisbrecher.

Immerhin konnten wir uns letztmalig mit finnischem "Inselbrot" Saaristolais Limppu, Grillkäse und Salmiakki (Salzlakritz) eindecken, denn Kemi war der letzte finnische Hafen auf unserer Tour.

Abends gab es in einem der Hafenrestaurants Pizza mit Rentier, Käse und Pfirsich für Annette und Fisch and Chips für Lars (die Fische als ganzes wie kleine Sprotten in gut Öl gebraten)..


Freitag ging es bei völliger Flaute unter Maschine (die letzten vier Meilen konnten wir noch segeln!) auf nach Haparanda. Oder genauer nach Haparanda Hamn, da das schwedische Haparanda und das gegenüber liegende finnische Tornio zu flach für die Fløde sind.



Haparanda Hamn wird vom Båtklubben Bothnia betrieben. Hier hängen die Stander vieler Vereine von Seglern, die den Weg hierher geschafft haben (vornehmlich deutsche.)

Darauf waren wir natürlich vorbereitet, so dass nun auch der ZSV-Stander den Båtklubben ziert. Der nette ältere Hafenmeister spannte zuvor noch eine neue Leine für uns, da alle anderen bereits voll belegt waren.


Da am Wochenende kein Bus nach Haparanda fährt und wir für Montag einen sturmsicheren Liegeplatz brauchen, verlassen wir Haparanda Hamn am Sonnabend früh um 8:00 Uhr. Wir planen einen Schlag von 60 sm, der uns mit einem 15 sm Abstecher über die legendäre Posttonne von Törehamn, nach Korshamn auf der Insel Bergö führen soll. Törehamn ist der nördlichste Hafen des Bottnischen Meerbusens. Wir erhielten jedoch von der Crew der SY Bellatrix, den Tipp den Naturhafen auf der Insel oder Schäre Bergö anzuführen, die wir auf dem Weg nach Törehamn bereits passieren.

Die Fotosession an der Tonne ist aber obligatorisch und Lars besteht darauf.


Die Raumschots-Rauschefahrt in den Törefjärden ging mit 15 kn Wind rasant voran, der Rausweg wurde dann teils als Kreuz unter Fock, teils unter Maschine etwas unbequem, da das Fahrwasser an vielen Stellen von Steinen gesäumt wird.

Den Abend verbrachten wir im sehr idyllischem und liebevoll angelegten Töre Båtklubben in Korshamn.


Nqch dem Grillen trinkt und quatsch Lars bis in den Morgen noch mit Mitgliedern des Båtklubben nach dem Grillen. Und hat einiges Wissen mitgenommen:

  • Es gibt kein wirklich schlechtes Bier oder Wein in Finnland oder Schweden zu kaufen. Nur ausreichend vernünftig trinkbar und gutes. Aufgrund der Monopolisierung des Alkoholverkaufs gibt es keine Billiganbieter wie in Deutschland.

  • Beim Biertesting habe ich das alkoholfreie herausgeschmeckt, obwohl nach deren Aussage gleicher Geschmack.

  • Ein Mixgetränk Gin - Grapefruit ist ein Kultgetränk aus Finnland entwickelt zur Olympiade in den 50er Finnland (hellblau gestreifte Dose von Hartwall mit "Orginal" oder "Longdrink" als Label). Hätte wir ruhig in Tallinn im AlcoShop kaufen sollen. Es ist kein Teene Modegetränk.

  • Das (See)Wasser hier oben ist trinkbar. Ja, seit Vaasa ist der Slazgehalt fast auf null % gesunken. Die bräunlich Färbung des ansonsten klaren Wassers kommt vom Humuseintrag über die Flüsse. Es ist also nach deren Aussage kein Eintrag aus Erzen oder ähnlich.

  • Hier oben benötigen die Boote kein Antifouling. Es entsteht bis auf eine leichte Schleimschicht kein Bewuchs.

  • 19° warmes Seewasser hat mich hier oben überrascht. Es soll manchmal bis zu 24°C warm werden.

  • Über die freiwilligen Gastliegegelder von Vereinen betriebenen Anleger sind die Einnahmen höher als bei verpflichtenden Liegegedern.

  • 50-100m Sicht bei Seenebel ist kein echter Seenebel. Hier oben im Botten kann man bei Seenebel den Bug des eigenen Bootes nicht mehr erkennen. Der Seenebel bei kalter Luft auf warmen Wasser ist stärker als bei warmer Luft auf kaltem Wasser.

  • Der Botten ist nach den Roaring 40ties sowie Skageragt das drittgefährlichste Seegebiet. Bei Sturm entstehen aufgrund der vielen Inseln, der Endlage und flachen Wassers Kreuzseen von 3 bis 5 sich überlagernden Systemen. Aber zu 98% ist der Botten friedlich.

  • Die Esten sprechen rückwärts.

  • Einiges über deren Boote, Geschichte, Entstehung des Hafens: z.B. die Holzbowlen für Steganlage und Gebäude auf privaten Booten übergesetzt, die bis auf 20cm Freibord im Wasser wegtauchten.

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