Einfahrt in den Bottnischen Meerbusen
- alluxusleiner
- 27. Juni 2023
- 4 Min. Lesezeit
Katanpää ist eine ehemalige Befestigungs- und Gefängnishalbinsel. Ein Rundgang zu den Batterien, die noch bis ins Jahr 2000 militärisch genutzt wurden, führte an einer kleinen Ausstellung und mehreren Gebäuden aus der Militärzeit vorbei.
Im Hafencafe kamen wir mit Finnen ins Gespräch, die sehr gut deutsch konnten und sich trefflich darüber aufregten, dass sie "da drüben" (Ålands) kein Land erwerben können und nur schwedisch gesprochen wird. Die Sonderstellung der Ålands findet in Finnland also anscheinend nicht überall Anklang. Fünf Jahre muß ein Finne auf den Ålands ununterbrochen leben, bevor sie/er das Recht erhält dort ein Grundstück zu erwerben und das dortige Wahlrecht auszuüben. Ausserdem ist der Åländer von der Wehrpflicht befreit (entmilitarsiere Zone).
Am 21.6. ging es dann weiter zur Stadt Uusikaupunki.
Wir konnten dort den Nachmittag noch für schmutzige Wäsche, Einkauf und einen abendlichen Restaurantbesuch nutzen. Auch eine finnische Gasflasche erwarben wir, stellten an Bord aber leider fest, dass keiner unserer vorsorglich besorgten Schraubadapter dazu passt. Das Thema bleibt also noch spannend.
Die Stadt eignet sich gut zur Versorgung, am Hafen war sogar etwas Leben zu sehen und strahlte eine angenehme Atmosphäre aus, der Rest wirkte eher ausgestorben und etwas langweilig.

Der Donnerstag begann verregnet. Lars machte sich nochmal auf den Weg, um die Gasflaschenfrage zu klären, konnte aber keinen geeigneten Adapter bekommen. Evtl. soll es die in Vaasa geben. Wir werden berichten.
Aufbruch erst gegen 12:30 Uhr, dann zwar noch bewölkt, aber trocken.
Unser Ziel war die 30 sm entfernte Leuchtturminsel Kylmäpihlaja, die zwischen den Hauptfahrwassern nach Rauma liegt und deren ehemalige Lotsenstation nun ein Hotel mit Gästehafen beherbergt.


Der Freitag versprach reichlich Wind und sollte Hafentag werden. Wir schliefen aus, umrundeten die ganze Insel und gönnten uns einen Gang in der schönen Sauna. Für abends hatten wir zur Feier des Mittsommerfestes einen Tisch im Hotelrestaurant bestellt, das um 20:00 Uhr aber dann doch recht leer war.
In Finnland wird Mittsommer in der Nacht von Freitag auf Sonnabend nach dem 21.6. gefeiert. Dann fällt auch die abendliche Flaggenparade weg und die Nationale bleibt über Nacht stehen ("Tag der finnischen Flagge").
Am Sonnabend ging es zunächst unter Maschine gegen den Wind bis zur grünen Linie auf der Seekarte, die das touristische Innenfahrwasser kennzeichnet. Da dieses hier recht eng und etwas verwinkelt ist und der Wind aus NW wehte, entschieden wir uns, weiter nach außen zu gehen, um freieren Seeraum für die Kreuz zu bekommen.
Vom Grundsatz her ging das auch auf. Zunächst waren wir bei ca. 14 kn Wind mit einem Reff unterwegs. Dabei mussten wir uns gegen eine beachtliche Welle ankämpfen. Beim 1 bis 2 sm vorausfahrenden Segelboot konnte man oben fast ins Cockpit gucken, unten verschwand der Rumpf. Nachmittags ließ der Wind nach Durchzug zweier Störungen dann nach und drehte allmählich von NW bis SSW, das Geschaukel wurde dabei aber nicht weniger, so dass Annette dann doch zum Seekrankheitsopfer wurde. Mit der Perspektive von vier weiteren Stunden Fahrt bereitete sie sich auf den Totalausfall vor und hoffte nur noch, dass Lars auch ohne Unterstützung den Hafen erreichen würde.
Nach sieben Stunden Fahrt bogen wir in das Innenfahrwasser ein, wo auch recht bald die Wellen nachließen und eine teilweise Wiederauferstehung von Annette erfolgte. Die letzten eineinhalb Stunden erfolgten unter Motor mit etwas stützender Fock bis wir in Merikarvia, Krookka festmachten.
Hier feierte die regionale Jugend in der Hafenbar nochmals Mittsommer, wovon Annette nicht mehr viel mitbekam.
Ein kurzer Rundgang am Sonntag zeigte einen weiteren verschlafenen Ort, dessen interessantester Teil wiederum der Hafen mit seiner Bar und einem Restaurant zu sein scheint.

Aufbruch gegen Mittag und nach zwei Stunden unter Maschine mit erstem Reff und Fock bei ca. 13 kn aus NNW wieder über die Außenbahn nach Norden gekreuzt. Diesmal kam die Welle, wie sie sollte und es blieb ein seekrankheitsfreier Tag.
In der Einfahrt zum schmalen Fahrwasser für die letzten 1,5sm nach Kristiinankaupunki/Kristinestadt kamen die Segel weg und der Rest ging wieder unter Maschine.
Da am westlichen Festmacher nur kleinere Motorboote lagen und die Tiefe der Einfahrt nicht klar ersichtlich war, entschieden wir uns für den östlichen Gästehafen vor dem Hotel Kristina. Da lag immerhin schon ein weiterer Segler.
Leider gab es aber keinen Zugang mehr zu Duschen und Toiletten und keinen Strom am Steg. Wer erst um 21:00 Uhr ankommt, muss warten, bis am nächsten Tag um 13:00 Uhr der Hotelempfang wieder öffnet. Dafür waren Ausblick und Abendsonne sensationell und Supermarkt und Tankstelle lagen direkt hinter dem Hotel. So konnten wir Montag morgens die Dieselkanister und die Trinkwasservorräte ohne viel Geschleppe auffüllen.
Kristiinankaupunki ist Citta Slow (eine Analogie zu Slow Food ist durchaus gewollt), was der Tatsache zu verdanken ist, dass hier vor 150 Jahren die Zeit stehengeblieben ist und alles Moderne vorbei zog. Die Stadt besteht überwiegend aus alten Holzhäusern, hat eine sehr beeindruckende Holzkirche und ist liebevoll erhalten und kultiviert worden. Deren Turm ist schief nach Westen gebaut, absichtlich wie die Touriinfo bescheinigt, um womöglich den Westwinden zu widerstehen. Und es herrscht Leben. Menschen sind unterwegs oder werkeln auf ihren Grundstücken. Wir haben im Café Leonora sehr guten Eiskaffee und leckeren Kuchen genossen. Alles ist sehr beschaulich aber irgendwie stimmig. Angenehm.


Am Abend noch etwas Flickarbeiten am Großsegel. Zum Glück ist das Blut nur am alten Segel und nicht an Deck hängen geblieben.
Der heutige Dienstag begann flau. Um weiter in Richtung Vaasa zu kommen, ging es unter Maschine wieder hinaus in Richtung "grüne Linie". Bei vier kn Wind aus NW war an Segeln nicht zu denken. Eine heranziehende schwarze Wolke bewog uns, die Tagesetappe schon nach 15 sm in Keskinen zu beenden.


Hier wettern wir gerade Gewitter und Regen ab und warten auf Besserung.













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