top of page

Weiter bis in die Stockholmer Schären

  • alluxusleiner
  • 22. Aug. 2023
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Sept. 2023

Bei Hudiksvall endet die Höga Kusten. Nach Mellanfjärden hatten wir Agö als Ziel ins Auge gefasst. Der kleine Anleger liegt jedoch für den kräftiger werdenden Südostwind ungünstig.

Wir suchen in den Seekarten und finden die schöne, geschützte Bucht Fläskvik an der Westseite der Insel Innerstön, die wir nach 31sm und 5 1/2h von Mellanfjärden aus erreichen. Hier liegen auch zwei Mooring-Tonnen des SXK, die jedoch beide schon besetzt sind. Macht nichts, die Bucht ist groß genug, dass wir unseren Anker werfen und einen ruhigen Abend in Begleitung tausender Mücken verbringen können.

ree

Für Dienstag, den 01.08. ist weiterhin Wind aus südsüdöstlichen Richtungen angesagt. Also wieder hart ran an den Wind. Einige Kreuzschläge sind notwendig. Nach fünf Stunden und ca. 30 sm liegt der Leuchtturmhafen Storjungfrun querab.

ree

Eigentlich ein Hafen, den wir gerne erreicht hätten. Bei Südost mit 12 kn Wind mit zunehmenden Potential steht aber die Welle direkt auf den Hafen. Wir fahren also schweren Herzens weiter und werden nach 58 sm und 10 Stunden Fahrt im Hafen Huseliiharen kurz vor Gävle festmachen. Der Hafen gehört dem GSC einem der ältesten schwedischen Segelclubs. Das Clubhaus ist sehr gediegen und mit alten Pokalen und Bildern von erfolgreichen Mitgliedern geschmückt. Es gibt auf dem Steg ein "Starterhäuschen" und eine feste Starttonne davor, auf dem Gelände liegen Boote der European Champions League. Hier wird ganz offenkundig sportlich gesegelt!

ree

Am Mittwoch schlafen wir aus und frühstücken in Ruhe, während unsere Wäsche in der Maschine ein Runde dreht. Dann kommt die Meldung per E-Mail, dass unser SVB-Paket nicht im Hafenbüro abgegeben werden konnte. Lars hängt sich ans Telefon und bekommt nach einigem Hin und Her (Europaket? oder doch Eilpaket?) das DHL-Zentrum Gävle ans Telefon und die Info, dass er das Paket bis 17:00 Uhr dort direkt abholen kann. Was für ein Service.

Im Clubhaus nehmen wir noch einen gepflegten Lunch, bevor es in den Stadthafen von Gävle geht. Da der Wind uns im Stich lässt, motoren wir die 5sm.

Der Sund oder Fjord nach Gävle rein ist mit Villen geschmückt:

Annette erkennt Imperiale Kampfläufer im Industriehafen von Gävle:

ree

Beim Anlagemanöver tauschen wir ausnahmsweise die Rollen und Lars versucht die Achterleine durch die kleine Öse am Ausleger zu fädeln. Leider gerät sein Schwerpunkt dabei zu weit außenbords und er landet mit einem Salto im Wasser. Glücklicherweise kann er sich schnell auf den Ausleger retten, so dass nicht mal seine Rettungweste auslöst. Die Leine hat er dabei tapfer festgehalten. Mit Unterstützung der erschrockenen Frau vom Nachbarboot wurde Fløde dann trotz Strom von der Seite sicher vertäut. Lars war nass aber heil und konnte sogar das DHL Paket mit der neuen Wasserpumpe noch rechtzeitig abholen. Dank gleicher Befestigungsmaße erfolgt der Einbau ohne Schwierigkeiten. Die Herausforderung bestand darin, dass der Wassertank gerade randvoll gefüllt war. Also den Zuleitungsschlauch vom Tank zur Pumpe zügig lösen und hochhalten und fixieren. Die Länge des Schlauchstücks genügte gerade für ein paar cm Spiel über Oberkante Wassertank.

Um kurz vor 20:00 Uhr holen wir Judith vom Bahnhof ab und gehen in Hafennähe noch etwas essen.

Der Donnerstag ist verregnet und wir verbringen ihn in Gävle mit Stadtbummel und Einkauf.

Altstadt Gävle:

ree

Gävle hat historische Bedeutung in der Lebensmittelindustrie. Die Lakritzfabrik "Läkerol" hat die Produktion verlegt. Verbreitet aber immer noch Aroma. Die Kaffeerösterei "Gevalia" Marktführer im Kaffeeland Schweden hat dort ihren Sitz. Wir mochten ihn aber nicht. Die zwei gekauften Packungen mussten trotzdem in den kommenden 3 Wochen getrunken werde. Und es gibt eine Whiskey Brennerei etwas ausserhalb Gävles, "Mackmyra". Eine Besichtigung ist nicht drin. Aber Lars erhält vom Hafenmeister bei einem eigens für ihn noch schnell gebrühten Gävle-Kaffee (das gehört sich so) Lakritzspastillen mit dem Aroma von zwei Sorten des Whiskys (neben 3 Wimpel mit schwedischer Flagge).


Am Freitag geht es weiter nach Süden. Vor dem Wind eiern wir bei unangenehmer Welle Richtung Öregrund. Das Wetter ist eher ungemütlich. Judith und Annette üben sich im Vorm-Wind-segeln.

ree

Lars bastelt an ausgebaumter Fock und konstruiert eine Bullentalje, die das Überschlagen des Großbaums verhindern soll.

Wir wählen den Weg um Bjorns Skägård Inshore durch die Steine und das enge Fahrwasser. Wir werden dafür mit ruhigem Wasser, 1 bis 2sm Abkürzung und schönen Sichten belohnt.


Nach 49 sm erreichen wir Öregrund und wundern uns über den rappelvollen Hafen. Wie wir vom Hafenmeister erfahren, geht die Motorboot-Rennwoche gerade zu Ende und der Ort ist voller Menschen, die gucken und feiern.

Ansteuerung Öregrund:

ree

Eindrücke von Öregrund

Der Kirchturm steht wie woanders an der Küste gerne mal neben der Kirche, damit er bei Sturm stehen bleibt.

ree
ree

Am Sonnabendvormittag bummeln wir noch durch das Städtchen, bevor es wieder aufs Wasser geht. Zwischen den vielen Schaubooten der letzten Motorbootrennen der Woche geht es unter Maschine durch den Sund.


Dann unter Fock und Groß auf die Kreuz Richtung Süden. Versteckte Plätze an und hinter Schären. Landmarken und Leuchttürme, der schwedische "Standdardleuchtturm" auf dem Felsen, auf einer Mole oder noch etwas höher auf einem Sockel.


Nach insgesamt 41 sm und teilweise mit kräftiger Welle gegenan, erreichen wir Aholma und machen auf der Westseite in Ahlmannsviken fest. Damit haben wir die nördlichen Stockholmer Schären erreicht.

ree

Ein Platz für Entspannung und Yoga.


Für Sonntagabend und -nachts sagt der Wetterbericht Windböen bis 27 kn und Gewitter voraus. Wir finden schon mittags in Lindö einen geschützten Anleger (Bug am Steg und Heckanker), an dem wir zunächst alleine sind, der sich aber zum Abend noch gut füllt.

ree

Im kleinen Café gönnen wir uns eine Kleinigkeit.

ree

Wir wandern über die Insel und pflücken Blaubeeren.

Am Abend öffnen wir voller Spannung die von Lars in Ulvö erworbenen Dose mit Surströmming.

Dazu gibt es nach schwedischem Rezept Tunnbröd, Zwiebeln und Sauerrahm sowie Bier und Akquavit. Annette ist zu feige zum Probieren, der Geruch reicht schon. Lars schmeckts und Judith reicht es, das zum Zerteilen genutzte Messer auf Ihrem Brot abzustreichen.


Nachts werden wir durch kräftiges Rumsen geweckt. Die angekündigten Böen kommen doch seitlicher als erwartet. Leinen wurden neu justiert, Fender dazwischen geschoben und der Heckanker kürzer genommen. Auch auf dem Nachbarboot entwickelten sich ähnliche Aktivitäten.

Nachdem alles zur Zufriedenheit gerichtet war und wir wieder in der gemütlichen Koje lagen, ging der CO-Warner mit lautem Gepiepe los. Warum? Weder die Heizung noch der Motor laufen. Es ist warm und daher auch gut gelüftet, so dass wir das Warngerät ausschalten und uns wieder schlafen legen.


Für den 08. und 09. 09. sind Böen über 30 kn aus SE vorausgesagt. Wir durchstöbern wieder die Seekarten und befinden, dass Hemviken auf Grinda der Hafen ist, wo wir diese Böen abwettern wollen. Wir reservieren eine Platz für diese Zeit und machen uns auf den Weg durch den wunderschönen Stockholmer Schärengarten. Wir wählen kurzentschlossen die bzw. eine Route neben dem "Highway" Furusund, der fast direkt nach Stockholm führt. Als erstes parallel zum Furusund zwischen den langen Inseln Yxlan und Bildö nach SW.

Dann mehr südlich über Meilen hinweg zwischen großen und kleinen Haufen von Steinen, Schären und Inselchen. Zunächst folgen wir einem Autorouting Vorschlag der Navionics App und Karte. Bei einem Abzweig in nicht mehr betonntes Gebiet urde es uns doch zu heiß und wir erstellten schnell eine alternative Route, die uns südlich statt nördlich von Grinda aus den Steinen rauswirft, ca. 3 sm länger.

Es gibt mehr versteckte Anleger und Ankerbuchten als gedacht. Wir müssen in unserer Recherche noch besser werden, um die wirklich guten Stellen auch auf der Karte zu erkennen. Hier wäre der entsprechende "Hamnguiden" doch hilfreich gewesen.

In Grinda verbringen wir die zwei Hafentage mit Inselrundgang und Blaubeerernte (diesmal haben wir sogar an Dosen gedacht), wir buchen uns eine Stunde in der Sauna und planen die weiteren Tage.

ree
ree

Auch der CO-Warner meldet sich wieder. Die Situation, wie in Lidö. Keine Heizung, kein Motor. Die Bedienungsanleitung des Warngerätes hilft weiter. Es wird auch bei einem erhöhten Wasserstoffgehalt ausgelöst, wie z.B. auf Booten mit Problemen im Batteriebereich. Lars stellt fest, dass die Ladekurve der Verbraucherbatterien unter Landstrom verrückt spielt. Viel zu hohe Ladespannung und Ladestrom. Das Landstromladegerät lässt sich nicht mehr justieren, die Steuerung über Bluetooth ist nicht mehr möglich. Also kommt das Gerät vom Netz, wir laden die Batterien über die Solaranlage und nutzen den Landstrom für den Wasserkocher direkt.


Da weiterhin Regen angesagt ist und unsere Vorräte ergänzt werden müssen, suchen wir die Zivilisation und landen nach 8 sm in Vaxholm der "Hauptstadt" der Stockholmer Schären nicht ganz 10sm von Stockholm entfernt.

ree

Ein wirklich schöner Ort! Wir besuchen die Festung, bummeln durch den Ort, ergänzen unsere Vorräte im Coop und kaufen im gut sortierten Bootsausstatter endlich eine lange Festmacherleine. Schon in Vaasa haben wir eine unserer Vorleinen verloren und suchen seitdem nach Ersatz. Wir wählen die Länge mit 25 Metern so, dass sie auch für die im Götakanal empfohlene Schleusentechnik reicht. Abends gehen wir im Hamnkrog essen und Lars kürt das Restaurant als das drittbeste der Reise -nach Kuressare und Vindhem. Nicht, weil es besonders ausgefallen ist, sondern weil hier die Gerichte einfach gut gemacht sind!

Kirchturm mal wieder neben der Kirche:

ree

Im Touribüro empfiehlt uns die Mitarbeiterin mal gleich nach oben in den Sitzungssaal des Rates der Stadt und Gericht reinzusehen. Neben dem Deckenbild ein Wandbild der Ruderboote, die einem kleinen Betrieb hier in Vaxholm mal gebaut wurden. Heute befindet sich eine Galerie darin.


Da das Wetter endlich besser wird, kommen wir nun zum ersten Mal wirklich an ein Schäre. Wir wollen nach 3 Tagen in Stockholm sein, damit Judith am 18. August ihren Flieger früh Morgens bekommt und wir zusammen noch 1 bis 2 Tage in der Stadt verbringen können. Wir arbeiten mehrere Alternativen aus, die uns in einem Bogen im Uhrzeigersinn von Vaxholm nach Stockholm bringen.

Freitag 11. August: InTräskö Storö finden wir nach 17sm einen schönen Platz. Heckanker und Schärennägel werden ausgebracht und wir genießen den Naturhafen, der sich schnell füllt, als der Freitagfeierabend die Ortsansässigen aufs Wasser treibt. So hatten wir das gebucht!

ree
ree

Als Lars gerade auf Landerkundung ist, kommt ein schwarzes RIB vorbei. Annette denkt sofort an die Coast-Guard und will schon den Feuerlöscher vorzeigen, als die freundliche Crew uns mitteilt, dass sie Fisch, Garnelen und Saucen verkauft und wir bei Ihnen unser Abendessen erwerben können. Wir sind jedoch gut versorgt und Judith und Annette winken ab. (Lars hätte natürlich noch mehr Fisch besorgt, war aber zum fraglichen Zeitpunkt nicht an Bord.)

Trotz der Unterversorgung ist die Laune gut. Der neue von Judith mitgebrachte Propeller wird an den AB des Dingi montierte. Weitere Schönheiten kommen in die Bucht:


Am Sonnabend den 12.08. geht es weiter zur nächsten schönen Bucht. 11 sm Richtung Südwesten finden wir in Storö Ladviken wieder einen tollen Felsen. Auch diese Bucht ist so beliebt, dass sich Handel lohnt. Als Lars und Judith mit Flødebolle auf Buchtenrundfahrt sind, werden sie von einem Eisverkäufer aufgegriffen, der sie zu Eis zwingt. Annette kommt nochmal glimpflich davon. Die heutige Schäre eignet sich hervorragend zum Grillen und so wird ein weiterer Urlaubstraum wahr und wir genießen die Abendsonne auf dem Felsen mit einem leckeren Grillbraten.

ree
ree

Wir wollen uns Stockholm über die südliche Zufahrt nähern und fahren daher am Sonntag weiter Richtung Südwesten. Damit ist klar, dass das allseits bekannte Sandhamn nicht auf unserem Weg liegen wird. Wir genießen stattdessen nochmal eine schöne Bucht und verkriechen uns nach 24 sm in die Tiefen der Napoleonviken.

ree
ree

Lars und Judith werden zu FelsenspringerInnen und wir verbringen einen ruhigen Abend.


Und am Montagmorgen kommt doch tatsächlich der mobile Brötchendienst mit Boot vorbei! Leider hatten wir zu dem Zeitpunkt schon gefrühstückt, so dass wir "nur" Kanelbullar, Muffins und Kardamommibullar für zwischendurch erstehen. Die waren erstaunlich lecker und auch nicht teurer als beim Bäcker!

Der Aufbruch überstürzt sich dann leider, da der drehende Wind uns mit dem Kiel gegen den Stein setzt. Lars wird davon brutal aus seiner Yoga-Praxis gerissen!


 
 
 

Kommentare


bottom of page