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Vaasa die erste und Vaasa die zweite

  • alluxusleiner
  • 3. Juli 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Der sich einleitende Wetterwechsel führt zu Überlegungen, wie zügig und mit welchen Zwischenstopps wir nach Norden und Vaasa als nächst größeren Ort ansteuern wollen. Die Wind- und Wettervorhersage am Dienstag (27. Juni) gibt uns Gewissheit, am Sonntag ab Nachmittag und Montag einen Hafentag einzulegen (NE und Böen über 30kn). Nach längerem Hin und Her entscheiden wir uns für den direkten Weg nach Vaasa, um dann Sonntag und Montag wieder in kleineren Inseln oder Buchten zu verbringen. Wir lassen dafür auf dem Weg nach Vaasa die Leuchtturminsel Fäliskäret oder alternativ eine ausgwählte Ankerbucht für die Nacht aus.

Am Mittwoch recht früh um kurz nach 09:00Uhr starten wir, um die gut 60sm nach Vaasa anzugehen, zunächst unter Motor bei leichtem NW von vorne. Am Ende des Segeltags nach 11h standen ca. die Hälfte des Weges (nach sm) unter Segeln auf der Logge. Wir konnten sogar bis auf die letzte sm in die Fahrwasser kurz vor den Segelclub in Vaasa Abseits des Hauptfahrwassers segeln. Wieder mit überraschenden Windphänomäen je weiter und tiefer es in die Inselwelt kurz vor Vaasa hineinging.

Auf dem Weg nach Vaasa:

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Während der Segelei noch gut 20sm vor Vaasa erhalten wir Besuch von der finnischen Coast Guard. Von hinten haben sie sich mit ihrem RIB mit 2x250PS AB angeschlichen. Kontrolle, vor allem Safety Equipment: Woher, wohin, nächster Hafen, Rettungswesten, Alkohol (nur Lars obwohl Annette steuerte) und Feuerlöscher. Auch dieser war schnell hervorgeholt, hatte jedoch keine aktuelle Wartung, die in Finnland jährlich vorgschrieben ist. Da war nichts zu machen. Nach eingehender Versicherung, dass wir nach Vaasa zu einem der Segelvereine durchfahren, können wir bis morgen einen neuen besorgen oder einen Service für den alten durchführen lassen. Sie werden uns finden. Wir haben jetzt zwei Feuerlöscher an Bord. Einen Schaumlöscher ohne Service, der im Ernstfall zum Einsatz käme, sowie einen neuen Pulverlöscher zum Vorzeigen. Die Jungs kamen am nächsten Tag späten Nachmittag auch tatsächlich mit ihrem RIB zur Kontrolle vorbei.


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Der nächste Tag in Vaasa gestaltete sich aus einem Mix aus verschiedenen Besorgungen (z.B. Feuerlöscher und weiterhin erfolgloser Klärung des Anschlusses der finnischen Gasflasche) und einer gleichzeitigen eher Aufnahme als Besichtigung der Stadt. Zum Durchatmen ins Cafe und Bäckerei "Aroma", die auch selbstgebackenes Brot hat, unter anderem das von uns liebgewordene dunkle, würzige, leicht süssliche, finnische Brot. Bei "Aroma" mit einigen Preiselbeeren im Teig. Am Abend haben wir das Restaurant "Strampen" aufgesucht, nach dem es nicht nur die Empfehlung des Reiseführers ist, sondern uns ebenfalls von den jeweils Dienst habenden "Harbourmasters" (m/w) des Segelvereins empfohlen wurde. Außerdem ist es nach unserer Wahrnehmung das am besten besuchte Restaurant der Stadt (keine Touris, Vaasa ist keine typische Touristenstadt).

Vaasa ist bei weitem keine hübsche Stadt, jedoch eine mit echtem Leben. Zentraler Platz ist der Marktplatz mit dem nach dem Architekten benannten Rewell-Geäude aus 1963. Uns erinnerte das alles ein wenig an den Alexanderplatz in Berlin, nur eben viel kleiner. Was (Alexanderplatz) eigentlich keine gute Auszeichnung ist. Da sind die Berliner nach Ost und West getrennt auch unterschiedlicher Meinung. Am Marktplatz steht auch die Freiheitsstatue Finnlands, da Vaasa 1918 für kurze Zeit nach Erklärung der Unabhängigkeit (von der Sovietunion) die Hauptstadt Finnlands war. Helsinki war zu dieser Zeit noch von den "Roten" beherrscht. Ist Vaasa damit das kleine Bonn Finnlands? :-).


In Vaasa befinden wir uns am Fusse des Kvarken Archipels, das aufgrund seiner Geologie zum UNESCO Naturwelterbe benannt wurde. Es zeichnet sich durch eine immer noch stattfindende jährliche Landhebung von 8mm aus. Mit all seinen Auswirkungen auf die Geografie, Tier- und Pflanzenwelt Über- und Unterwasser sowie wirtschaftliche Entwicklung und Siedlung des Raumes aus. Dem Kvarken Archipel in Finnland steht die Höga Küsten (hohe Küste) in Schweden gegenüber.

Aufgrund der vorhergesagten Wetterentwicklung legen wir am Freitag für einen kurzen Schlag nach Replot Hamn (finnisch Raippaluoto) ab. Die 13 sm gehen aufgrund des NNE bis NE Windes genau von vorne und der Fahrwasser komplett unter Maschine. Wir wollten auch am frühren Nachmittag dort sein, um noch das "World Heritage Gate-Center" des Kvarken Archipels zu besuchen. Das liegt 2,5sm südlich von Replot Hamn. Wir laufen (wandern) diese 5km durch eine von Outdooractive und Komoot vorgeschlagene Route - Annette hat diese rausgesucht, um eine Schuldige zu haben. An festes Schuhwerk und lange Hosen haben wir noch gedacht. An Anti-Mosiktozeug nicht, obwohl wir bestens versorgt sind. Die eine Stunde Weg durch Wald und zum Teil Feuchtgebiebt war die Mückenhölle. Für den Rückweg hat Lars uns ein Taxi aus Vaasa kommen lassen. An der Ausstellung war der Kinderbereich am besten und dass wir De Geer Moränen kennen gelernt haben. Ansonsten ist die Ausstellung klein und nicht besonders.

Mit dabei die längste Brücke Finnlands mit etwas über 1km Spannweite, an deren Ende das Visitor Center steht.

Eines der engen Fahrwasser aus Vaasa raus auf dem Weg nach Replot:

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Hier hat sich unsere Beobachtung "finnisch" vollends bestätigt: Skaliere alles, was Du über einen Ort liest, in Deiner Erwartung zwei Nummern nach unten runter. Das ohne Wertung. Ist ja grundsätzlich auch sehr sympatisch. Man ist nicht überfordert, kommt nicht so schnell in Zeitnot. Kleiner heißt ja auch nicht qualitativ schlechter, aber doch weniger spektakulär. Vielleicht eine der Erklärungen, weshalb die Finnen uns eher gelassen rüberkommen. Aber hier hätten wir schon mehr erwartet, insbesondere nach einer Stunde Wanderung mit Mücken.


In Replot entwickelt sich die Zunahme des NE Windes um einen Tag nach vorne. Die geplante Weiterfahrt am Samstag nach Mikkelinsaaret, einem Naturhafen am nordöstlichen Ende des Kvarken gehen wir nicht an. Der Hafen Replot Hamn, erweist sich für NE als unruhig. So entscheiden wir noch am Freitag Abend, am nächsten Morgen wieder zurück nach Vaasa zu segeln und dort abzuwarten, bis der Wind sich gelegt hat und nicht mehr direkt gegenan aus NE kommt. Der Ausblick zeigt erst, dass ab Montag Mittag die Chance besteht. Ab Samstag Nachmittag und insbesondere Sonntag steht fest, dass außerhalb Vaasa der NE mit bis zu 30kn in den Böen den Montag über durchsteht. So verschieben wir den Aufbruch ab Vaasa auf Dienstag. Ab der Nacht von Sonntag auf Montag hat es auch endlich angefangen zu regnen. Dauerregen bis Donnerstag im Ausblick. Temperaturen sind nur noch knapp zweistellig. Was für ein Rückschritt.


Der Sonntag und Montag werden in Vaasa genutzt, um die Stadt frei von Besorgungen zu ergehen und dem Besuch des "Österbottnischen Provinzmuseums" mit drei Ausstellungsbereichen: Geschichte Vaasa, naturkundliche Ausstellung zum Kvarken Archipel und Bilder finnischer und deutscher Künstler des 16 Jh, der jedoch aufgrund Umbauarbeiten nicht zugänglich war :-). Dafür gab es eine leicht verdauliche kleine temporäre Ausstellung moderner finnischer Künstler.

Am Montag erhielt Lars Kopf einen Haarschnitt, der 3 Wochen länger als gewöhnlich halten sollte.


Ausserdem beschäftigen wir uns mit der Törnplanung für die kommenden zwei Wochen, in denen wir ganz oben in Haparanda bzw. dann kurz danach in Törehamn an der nördlichsten Tonne der Ostsee. Eine große Hilfe sind die vielen Tipps, die uns der finnische Nebenlieger aus Oulu (nördlichste Großstadt Finnlands) aus der ersten Ansteuerung Vaasas gegeben hat.

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Wo wir hier im Blog schon einmal bei den Finnen sind. Alle finnischen Segler, mit denen wir uns bislang austauschen (und mit dem Boot aktiv unterwegs sind) befinden sich auf dem Weg nach Schweden zur Höga Küsten. Flucht vor den flachen, steinige Gewässern der finnischen Küste zu den auch steinigen, jedoch tieferen Gewässern und mehr sortierten Steinen Schwedens. Und sie sind alle vier Wochen unterwegs. Jetzt beginnt die Urlaubszeit in Finnland. Wir sind in ca. 4 bis 5 Wochen in der Höga Küsten. Mal sehen, ob dann noch Finnen da sind und was die Schweden so machen.


 
 
 

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