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We took the long way

  • alluxusleiner
  • 20. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Am Mittwoch zu Donnerstag den 19. Mai sollte -nach einiger Abwägung von Wind und Wetter- die Fahrt von aus der Danziger Bucht nach Klaipèda (Litauen) erfolgen. Von Danzig aus ca. 120 sm wenn die 12sm Zone Russlands um Königsberg herum berücksichtigt wird. Problem ist, dass Russland innerhalb seiner EEZ ein fast 80sm herausreichendes Schießübungsgebeit (Area 117) hat. Die direkte Strecke verlängert sich auf 160 sm, ca. 80 sm Nord und dann 80 sm Ost. Bis vor einigen Tagen lagen keine nautischen Warnungen für dieses Gebiet vor, Diese werden übrigens von Schweden für das russische Gebiet veröffentlicht. Ab Montag Nachmittag lag eine Warnung "temporary dangerous" wegen "military excercises", jedoch kein ausdrückliches Durchfahrtsverbot vor.

Was daraus machen?

Neben uns wollten noch zwei weitere Crews zur gleichen Zeit los.

Die eine mit einer modernen 35 Fuß Deckssalon-Yacht, traute grundsätzlich der Situation mit Russland nicht und entschied bereits Tage zuvor, erst nach Gotland (Schweden) überzusetzen und dann wieder nach Estland oder Lettland zu kommen. Nur ca. 20 bis 30 sm länger als der lange Weg um Area 117 herum.

Crew 2 war mit einer knapp 10m Langkieler Stahlyacht unterwegs. Bei den eher leichten WNW über Nord auf Ost drehenden Winden von Mittwoch früh auf Donnerstag Mittag war Am Wind oder gar Kreuzen keine Option für sie. Also quer durch die russische EEZ, nur etwas über die 12sm Zone hinaus. Start 04:00 Uhr, um möglichst lange den Westwind mitzunehmen.

Und wir? Mit einer Portion ehrlichem Respekt vor dem möglichen unsicheren Handeln der russischen Marine und einem Boot, das auch bei leichtem Am Wind Kurs gut segelt, entschieden wir uns für den langen Weg um das Schießgebiet Area 117 herum.

Los ging es ab Hel, da wir am Vortag bereits von Danzig aus die 20sm vorgearbeitet hatten.


Der Plan war um 06:00 Uhr auszulaufen. Es wurde 06:30 Uhr, da wir das Frühstück noch unter Deck bei laufender Dieselheizung zu uns nahmen. Es sollte den ganzen Tag über nicht mehr als 11 Grad warm werden. Die gute Nachricht ist, dass die Ostsee hier draußen "bereits" 7,5 Grad hat und es sich Nachts deshalb nicht deutlich unter 8 Grad abkühlt.

Gestartet sind wir gegen Nord mit WNW Wind rechtsdrehend. Höhe haben wir kaum, fast gar nicht vorgehalten. Möglichst alles in Geschwindigkeit und direktem Kurs umgesetzt. Wir wollten möglichst schnell dem Nordpunkt nahe kommen. Durch die kontinuierliche Rechtsdrehung des Windes konnten wir den nördlichen Punkt irgendwann nicht mehr anliegen, drehten langsam erst in die EEZone Russlands ein und dann in die Area 117. Wir entschieden uns gegen einen Kreuzschlag und dazu, das Schießgebiet auf möglichst kurzem Weg zu durchfahren. Also grundsätzlich Am Wind ein paar Grad tiefer, um hmöglichst viel Speed und Druck bei den leichten Winden heraus zu holen. Letztendlich hats niemanden interessiert und wir blieben unbehelligt. Wir haben die litauische EEZ noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht und konnten entspannter in die Nachtfahrt gehen, In der Vorbereitung dafür hatten wir Überlegungen angestellt, wie wir uns zu Zweit die Nachtwachen am Besten aufteilen. Üblich sind ja Wachen von drei bis vier Stunden. Aufgrund der Kälte, hatten wir entschieden, jeweils eine Schlafpause von zwei Stunden zu machen, an die sich die "Übergabe" anschließt. Also Position in Logbuch und Karte notieren und von der Wache Wind, Kurs, Geschwindigkeit, Segelstellung und weitere Schiffe abzufragen. Aufgrund der Kälte tat es nach gut zwei Stunden wirklich gut, in die Koje zu kommen.

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Es war zwar unter Deck nicht viel wärmer als oben, aber in Decken gekuschelt wurde man schnell warm und konnte erstaunlich gut einschlafen, Unter dem Strich sind wir in 24h eine riesigen Bogen Am Wind gefahren. Am längsten haben die letzten 5 sm vor Klaipėda bei 3 bis 5kn Wind aus Ost gedauert. Zumindest haben diese den Schnitt versaut. Um kurz nach 08:00 Uhr lagen wir in Klaipėda fest (bzw, 09:00 Uhr local time - eine Stunde Zeitverschiebung).


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Die Taktik der anderen beiden Crews ist ebenfalls aufgegangen, Gotland wurde unter Zuhilfenahme des Motors erreicht, Die "Abkürzung" durch die Area 117 enthielt entspannten Funkverkehr mit der russischen Marine, gefolgt von mehreren Schüssen, die wir in weiter Entfernung noch mitbekommen haben.

Ergänzung: In einem längeren Steggespräch heute mit einem litauischen Segler sagte dieser, dass sie (die Litauer) im Gegensatz zu früher nur noch um die russische EEZ aussen herumsegeln. Nicht mehr durch. Es ist zu ungewiss.

 
 
 

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